Das Buch, gegen das kein Kraut gewachsen ist

Überblick über Kräuter und Gewürze mit Tipps und Rezepten, gewürzt mit einem Märchen, Rätseln, (Wort-)Spielen und Narreteien. Rezension: "Das schmeckt ja kräuterlich" - mit diesem Satz brachte unser Sohn lange seine Abneigung gegen Speisen zum Ausdruck, die "anders" schmeckten. Auch Gerda Anger-Schmidt und Renate Habinger konnten ihn, der sonst alles liest, was ihm in die Hände fällt, nicht zu einer "Entdeckungsreise durch das Universum der Kräuter und Gewürze" verlocken: "Das Buch, gegen das kein Kraut gewachsen ist" blieb ebenso unberührt auf dem Tisch liegen wie nach Ingwer riechende Speisen auf seinem Teller. Eine derartige Resistenz mag den Autorinnen noch nicht begegnet sein, sonst hätte das Vorwort vielleicht nicht mit folgenden Sätzen begonnen: "Wie das Essen am besten schmeckt? Mit Kräutern und Gewürzen natürlich, das weiß doch jedes Kind!" Also vielleicht nicht jedes Kind, aber doch sehr viele Kinder dürften dieses äußerst liebevoll gestaltete Kräuter- und Gewürzlexikon als verlockend empfinden. Wobei der Begriff Lexikon fehl am Platz wirkt, denn die Freude am spielerischen Entdecken steht eindeutig über irgendeinem Ordnungssystem. Auch nach längerem Blättern erschließt sich die Gliederung nur ansatzweise, denn die Kräuter werden keineswegs so von A bis Z vorgestellt, wie es das Register am Rand suggeriert. Erst das Inhaltsverzeichnis, das bezeichnenderweise am Ende des Buches steht, erhellt die Regeln, nach denen hier gespielt wird: Es sind die Regeln Renate Habingers, die sich einmal mehr als eigenwillige, vor Ideen sprühende Spezialistin für anschauliche Illustrationen und eine verspielte, aber nicht kindische Grafik erweist. Zusammen mit Gerda Anger-Schmidt hat Habinger das Buch zu einer Schatzkiste gemacht, die nicht nur mit den Beschreibungen der Kräuter und Gewürze und ihrer heilenden Wirkungen sowie mit Rezepten und Tipps zum Sammeln und Trocknen gefüllt ist, sondern auch mit Wilhelm Hauffs Märchen von Zwerg Nase, Rätseln, (Wort-)Spielen und Narreteien. Wo auch immer man hineingreift, zieht man etwas Funkelndes heraus - oder auch etwas Duftendes, denn auch eine Duftkarte gehört zum Buch. Aber auch wenn sie nur gezeichnet und beschrieben werden, meint man die Kräuter und Gewürze beim Durchblättern zu riechen und zu schmecken: ein im besten Sinn kräuterliches Buch also